KURIER: Träumerisch tänzelnde Piano-Arpeggios, dazu ein hektischer Jazz-Rhythmus und bedrohliche Streicher. So klingt „Planet“

„Der Track beschreibt, dass die Welt wunderschön und vielfältig ist, dass wir aber gleichzeitig das Gefühl haben, dass sie auf ein Ende zusteuert“, erzählt Sarabski im Interview mit dem KURIER. „Ich habe zwar auch Lieder geschrieben, aber die haben immer andere gesungen und es haben auch immer andere Autoren die Texte geschrieben, denn das ist nicht meine Stärke. Aber ich brauche auch keine Texte, um so etwas zu vermitteln. Jede Komposition auf diesem Album handelt von etwas, das in der Welt vorgeht, was ich auf meinen viele Reisen und Tourneen in so vielen Ländern gesehen habe. Und dass das über die rein emotionale Ebene kommuniziert wird, finde ich sogar sehr wichtig. Denn mit den vielen beunruhigenden Nachrichten, kann man leicht abstumpfen und die Gefühle verlieren.“

Virtuos mischt der Pianist dabei Klassik, Jazz und gelegentlich Elektronik, um zum Beispiel in „G-Man“ einen Mann zu beschreiben „der immer bereit ist, allen zu helfen“, oder in „Novruz“ seine Kindheitserinnerungen an das früher so fröhliche Neujahrsfest seiner Heimat.

Als Enkel eines berühmten aserbaidschanischen Opernsängers kam Sarabski schon früh mit der Musik in Kontakt. „Ich habe ihn leider nie kennengelernt. Er war schon tot, als ich geboren wurde“, erzählt er. „Aber er war ein Pionier und ich habe viel darüber gelesen, was er in der Musikszene geleistet und verändert hat. Schon mit zwei Jahren habe ich am Klavier gesessen und gespielt - soweit das mit meinem kleinen Fingern halt ging. Ich habe erste Melodien geschrieben und dabei sehr viel Spaß gehabt. Meine Mutter ist Violinlehrerin und unterrichtet immer noch an einer Schule hier in Baku. Sie fragte mich, ob ich Violine lernen will. Aber ich war schon damals sicher: Das Klavier ist mein Instrument.“

In Baku studierte Sarabski sieben Jahre klassisches Piano. Später ging er nach Moskau, um dort Jazz zu studieren. Mit nur 19 Jahren gewann er beim Jazz-Festival von Montreux die „Solo Piano Competition“ und ging danach nach Amerika, wo er am renommierten „Berklee College Of Music“ in Boston weiterstudierte, weil er dort Jazz und Klassik gleichzeitig belegen konnte. Es folgten Auftritt in den berühmteste Konzertsälen der Welt, genauso wie in den besten Jazzclubs. Wenn Sarabski aber beides verbinden will, wird er manchmal mit Vorurteilen konfrontiert.

„Es gibt sowohl im Jazz als auch in der Klassik Puristen, die das nicht gerne sehen. Und auch Leute aus dem Publikum fragen mich nach Konzerten manchmal, warum ich das mache. Aber es gibt noch nicht so viele Musiker, die so spielen, es gibt noch keine Regeln und Lehrbücher dafür. Und genau das finde ich so spannend. Ich will in Zukunft auch noch viel mehr Elektronik in meine Kompositionen einbinden. Denn das ist auch ein großer Einfluss für mich: Der Scratch-Track „Rockit“ von Herbie Hancock hat mich in meiner Jugend genauso fasziniert, wie die Alben von Jean Michel Jarre. Ich hatte auch eine Phase, wo ich ganz in die EDM-Club-Kultur in Baku eingetaucht bin und analysiert habe, wie die Leute auf die unterschiedlichen Energien reagieren, die die verschiedenen Genres transportieren. Es interessiert mich sehr, herauszufinden, wie man das alles verbinden kann.“

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